3. Der Skelett-Vitrine
Jetzt stehen Sie vor dem Bockstensmann! Wie er zu Lebzeiten hieß, ist nicht bekannt. Benannt wurde er nach seinem Fundort: dem Bocksten-Moor ein paar Kilometer östlich von Varberg. Eine fundierte Entscheidung, schließlich ist es dem Moor zu verdanken, dass der Fund so gut erhalten geblieben ist! Torfmoor enthält nur wenig Sauerstoff, sodass sich der Fund nicht zersetzen konnte, und darüber hinaus Stoffe mit konservierender Wirkung.
Als der Fund 1936 in die Obhut des Museums kam, standen die verschiedensten Tätigkeiten zu seiner Erhaltung bevor. Was Sie in der Vitrine sehen – abgesehen vom Skelett – ist zum Beispiel das echte Haar des Mannes. Das Haar zeigt heute eine rotbraune Färbung, die jedoch darauf zurückzuführen ist, dass es wie der übrige Fund durch Substanzen aus dem Moor verfärbt wurde. Aktuelle DNA-Tests haben ergeben, dass der Bockstensmann zu Lebzeiten vermutlich dunkles Haar hatte. Das Gehirn des Mannes wurde ebenfalls konserviert und befindet sich in einem Gefäß in einer anderen Vitrine, näher an der Kleidung.
Aus dem Skelett können die Forscher ableiten, dass der Bockstensmann bei seinem Tod 30 bis 35 Jahre alt war. Er war etwa 171-172 cm groß, was auch der durchschnittlichen Körpergröße eines Mannes zu jener Zeit entsprach. Er weist keine Spuren von Mangelkrankheiten auf, so dass wir davon ausgehen können, dass er seit seiner Kindheit guten Zugang zu Nahrung hatte.
Eine wissenschaftliche Untersuchung der Muskelansätze ergab, dass er keine besonders ausgeprägte Muskulatur besaß und demzufolge kein Arbeiter war. An seinem rechten Arm waren die Muskeln etwas größer, also war er wahrscheinlich Rechtshänder.
Die zeitliche Einordnung der Bekleidung und der eigentlichen Leiche deuten darauf hin, dass der Mann zwischen 1350 und 1370 starb. Wie der Bockstensmann zu Tode gekommen ist, bleibt ungewiss. Dagegen ist gewiss, dass ihm kein friedvolles Begräbnis zuteil wurde. Im Inneren der Vitrine, neben dem Bockstensmann, befinden sich ein längerer Holzpfahl aus Eiche und Teile von zwei Birkenpfählen. Als er gefunden wurde, lag der Mann bäuchlings im Moor und die drei Pfähle waren vom Rücken her durch seinen Körper getrieben. Der Pfahl, der heute durch das Skelett ragt, ist eine Nachbildung.
Nach dem Volksglauben sollte das Pfählen, vor allem mit einem Eichenpfahl durch das Herz, verhindern, dass ein Toter sich in einen Geist verwandelt. In den Legenden über die Pfählung werden den Menschen, die aufgespießt wurden, meist unangenehme Eigenschaften zugeschrieben. Sie werden als grausame, boshafte Menschen beschrieben, die Macht oder übernatürliche Kräfte besitzen, oder es handelt sich um Verbrecher.
Dass der Bockstensmann mit dem Gesicht nach unten begraben wurde, könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass man ihn bis in den Tod hinein demütigen wollte.
©Hallands kulturhistoriska museum