12. Bemalte Wandbehänge

Bemalte Wandbehänge. In den Bauernhäusern der Provinzen Halland, Småland, Blekinge und Västergötland war es im 18. und 19. Jahrhundert üblich, die Wände mit bemalten Wandbehängen zu schmücken. Um sie von den bekannten Wandbehängen der mittelschwedischen Provinzen Dalarna zu unterscheiden, nennen wir sie südschwedische Wandbehänge. Die bemalten Wandbehänge sind eine einmalige Form der Volkskunst. Sie wurden von der Landbevölkerung für die Landbevölkerung geschaffen und stellen die künstlerische Welt der damaligen Bauern dar.

Auch wenn die Motive häufig biblischer Natur sind, spiegeln sie doch die Lebensbedingungen der damaligen Zeit wieder: Bauernhochzeit, Kleidung und Haushaltsgegenstände. Die Bilder sind nicht selten voller Dramatik und Humor. Die üblichsten Motive waren die heiligen drei Könige, die Hochzeit zu Kana und die zehn Jungfrauen.

Die ersten südschwedischen Wandbehänge entstanden um 1730 im halländischen Unnaryd. Am beliebtesten waren die Wandbehänge zwischen 1780 und 1870. Dass die Bauern sich nun etwas leisten konnten, das über das direkt Lebensnotwendige hinausging, lag am Frieden nach 1820 und daran, dass sich die Lebensbedingungen der Bauern im 18. und 19. Jahrhundert drastisch verbessert hatten. Nach 1870 zogen die meisten Bauern gedruckte Bilder an den Wänden vor.

Die südschwedischen Malereien waren in den Gebieten üblich, in denen Bauernhäuser im sogenannten Högloftsstuga-Stil verbreitet waren. In diesen Högloftsstuga-Häusern wohnte die gesamte Familie in einem einzigen Raum ohne Wandfenster. Licht konnte nur durch die Dachfenster eindringen. In diesen Häusern gab es lange leere Wände und Dachbalken, an denen man die Wandbehänge aufhängen konnte. Deshalb sind die meisten südschwedischen Wandbehänge sehr lang. Da es in diesen Wohnräumen eine Feuerstelle gab und die Luft entsprechend rauchig war, wurden die Wandbehänge nur zu Weihnachten und anderen Feiertagen aufgehängt.

Allein in Südschweden gab es über hundert Wandbehangmaler. Viele davon waren Frauen, die sich das Handwerk gegenseitig beibrachten und auf diese Art und Weise regelrechte Malerschule gründeten. Während die älteren waren Behänge aus Stoff, ging man ab Anfang des 19. Jahrhunderts mehr und mehr auf Papier über. Der Maler oder die Malerin kaufte sich unterschiedliche Farbpigmente und mischte die Farben selbst an.

Genau wie andere Künstler hatten auch sie ihre Inspirationsquellen. Illustrierte Bibeln und andere zeitgenössische Drucke dienten als Vorlage, die die Künstler und Künstlerinnen in ihren persönlichen Kunststil umsetzten. Es kamen aber auch eigene Bildkompositionen vor. Die bemalten Wandbehänge stellen eine eigene Kunstrichtung innerhalb der Kunstgeschichte dar.

©Hallands kulturhistoriska museum